ÜBER HALBWAHRHEITEN, MYTHEN UND MÄRCHEN
Es gibt kaum einen Bereich im Fitnesssport, bei dem so viele Halbwahrheiten und Fehlinformationen kursieren, wie es beim Ausdauertraining der Fall ist. So wurden falsche Empfehlungen und Methoden seit Jahren von Fitnesstrainer an Mitglieder und von Mitglieder an Freunde im Umlauf gebracht. Märchen und Mythen wurden einst aufgestellt, ohne diese kritisch zu hinterfragen, wurden nachgeahmt und zu allem Überfluss weiterempfohlen, womit die Verwirrung nur noch größer wurde.
Wir möchten an dieser Stelle mit diesen seit Jahrzehnten bestehenden Halbwahrheiten aufräumen, zumal diese nicht nur falsch, sondern auch kontraproduktiv sind. Am Ende dieses Artikels sollte jeder Leser über das nötige Wissen verfügen, die nächste Diät durch ein wirkungsvolles Ausdauerprogramm zu ergänzen, um das gewünschte Ziel möglichst schnell und effizient zu erreichen.
MYTHOS NR. 1: "DER FETTVERBRENNUNGSPULS"
Alle von uns haben schon einmal von dem allgegenwärtigen "Fettverbrennungspuls" gehört. Vor allem alle diejenigen, die mit ihm versuchten, Fett abzunehmen und sich noch daran erinnern können, dass das erhoffte Ziel leider viel zu lange auf sich warten lies und letztendlich unerfüllt blieb.
Fragt man den "Otto-Normal-Trainer" nach Ratschlägen für den Fettabbau, bekommt man fast immer die gleiche Antwort: "...geh' aufs Rad (oder ein anderes Cardiogerät) und radel' drauf los! HALT !! Eins noch, ist nämlich ganz wichtig: achte immer auf den Fettverbrennungspuls, denn nur dann verbrennst du Fett!"
Was früher gut war, bleibt stets gut und kann heute nicht schlecht sein and never change a winning team sind veraltete und überholte Denkmuster derartiger Ratschläge - als ob diese ein Anrecht auf ewige Gültigkeit besäßen, falls sie überhaupt jemals gültig waren und als ob das Team wirklich immer gewinnt...?! Doch dazu später mehr!
Der gut gemeinten Tipps jedoch noch nicht genug, stand in der letzten Men's Health unter dem Thema "Effektive Fettverbrennung" folgende Empfehlung: "Wenn Sie abnehmen wollen, müssen Sie in der Fettverbrennungszone trainieren. Nur wenn Sie bei einem niedrigen Puls Ausdauer machen, reduzieren Sie Ihr Körperfett. Wer bei einem höheren Puls trainiert, verliert kein Fett." Nun ist die Verwirrung perfekt..., der Trainer und nun auch die Men's Health..., die müssen es doch wissen, die können doch nicht lügen...?! Um es gleich vorwegzunehmen: Doch, sie können und tun es auch - jedoch unwissentlich!
Gehen wir den Empfehlungen doch einmal auf den Grund! Es gibt also einen Pulsbereich, der Fett verbrennen lässt, gesetzt den Fall natürlich, dass man diesen nicht verlässt...?! Umgekehrt bedeutet die Aussage, dass sämtliche Pulsbereiche, die außerhalb des sogenannten "Fettverbrennungspulses" liegen, für den Abbau von Körperfett somit ungeeignet sind. Der "Fettverbrennungspuls" sollte stets bei ca. 120 Schlägen pro Minute liegen - so wurde es uns schließlich angeraten. Oftmals empfiehlt der motivierte, aber fehlinformierte Coach noch folgendes: "...nur wenn du dich während des Ausdauertrainings noch bequem unterhalten kannst, liegst du im optimalen Pulsbereich und verbrennst Fett!" Gemäß dem Motto: "Hier herrscht Schweißverbot!", wobei sich der Eindruck aufdrängt, Schwitzen wirke sich kontraproduktiv auf die Fettverbrennung aus. Diese Annahme könnte sogar zutreffen, denn ein Schwitzen ist mit dem "Fettverbrennungspuls" wenig bis nicht möglich oder zumindest nur untrainierten Personen vorbehalten. Doch genug der Ironie, kommen wir zu den harten Fakten.
JE HÖHER DIE INTENSITÄT, DESTO GRÖSSER DER FETTABBAU
Wie ist es eigentlich zu diesem Mythos gekommen, der Jahrzehnte lang hartnäckig überleben konnte? Wer auch immer diese falsche These einst aufstellte, fest steht, dass er nicht zwischen der RELATIVEN UND ABSOLUTEN FETTVERBRENNUNG unterschied. Relativ betrachtet wird umso mehr Fett verbrannt, je geringer die Intensität einer körperlichen Belastung ist. Gleichzeitig ist die gesamte Menge an abgebautem Fett jedoch nur gering. Je intensiver die Belastung wird, desto weniger wird Fett für die Energiegewinnung genutzt und gegenläufig immer mehr Glukose aus den Muskelglykogenspeicher für die Energiebereitstellung verwendet. Hierbei gilt: DER ENERGIEVERBRAUCH STEIGT MIT ZUNEHMENDER BELASTUNG!
Mit einer hohen Intensität fällt der geringere relative Anteil der Fettverbrennung absolut betrachtet größer aus, als es beim sogenannten "Fettverbrennungstraining" der Fall ist. Der eigentliche Vorteil eines effizienten Fettabbautrainings besteht jedoch nicht in der höheren Fettverbrennung während der Ausdauereinheit, sondern in dem gesteigerten Energieverbrauch, der auch nach der Einheit bestehen bleibt und den Stoffwechsel ankurbelt. Die nachfolgenden beiden Beispiele sollen die erläuterten Zusammenhänge nochmals verdeutlichen. Bei den gewählten Werten handelt es sich um Durchschnittswerte, welche durch Faktoren wie Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Ernährung und Trainingszustand beeinflusst werden und individuell verschieden sein können. Doch zunächst benötigen wir den maximalen Pulsbereich (HFmax), der als Berechnungsgrundlage für den Fettverbrauch dient.
DIE MAXIMALE HERZFREQUENZ - HFMAX
MAXIMALPULS = 220 - LEBENSALTER
BEISPIEL: 30 JAHRE ALTER SPORTLER
100 % = 190 / MIN
90 % = 171 / MIN
80 % = 152 / MIN
70 % = 133 / MIN
60 % = 114 / MIN
50 % = 95 / MIN
40 % = 76 / MIN
30 % = 57 / MIN
BEISPIEL 1 - PULS VON 120 / MIN:
Melanie ist 20 Jahre alt und ihr Ziel besteht in der Fettreduktion. Um dieses zu erreichen, absolviert sie regelmäßige 60-minütige Ausdauereinheiten auf dem Stepper mit niedriger Intensität. Hierbei hält sie sich mit 120 Schlägen pro Minute genau an den "Fettverbrennungspuls", der ihr vom Trainer empfohlen wurde. Da Melanie davon ausgeht, dass ihr Trainer genau weiß, wovon er spricht und sie selber nicht über das nötige Wissen verfügt, hält sie sich an die Vorgaben und hofft, ihr Wunschgewicht somit schnell zu erreichen. Der Puls von 120 / min entspricht 60 % der maximalen Herzfrequenz. Bei dieser Belastung nutzt ihr Körper ca. 80 % der benötigten Energie aus der Fettverbrennung und 20 % aus der Verbrennung von Glukose, sprich Kohlenhydraten. Der Kalorienverbrauch liegt bei ca. 8 kcal pro Minute.
ENERGIEVERBRAUCH = 60 MIN X 8 KCAL / MIN = 480 KCAL
FETT-ANTEIL = 80 % VON 480 KCAL = 384 KCAL
FETTVERBRAUCH = 384 KCAL : 9,3 KCAL / G = 41 G FETT
MELANIE HAT SOMIT IN EINER STUNDE GENAU 41 G FETTVERBRANNT.
BEISPIEL 2 - PULS VON 150 / MIN:
Sabine ist 32 Jahre alt, möchte wie Melanie unliebsame Fettpolster abnehmen und führt ihr einstündiges Ausdauertraining auf dem Fahrradergometer aus. Erst kürzlich las Sabine einen interessanten Bericht in der SPORTREVUE, in dem es um eine maximale Fettverbrennung und eine erhöhte Stoffwechselsteigerung ging. Viel weiß sie davon zwar nicht mehr, doch eins konnte sie sich merken: Der Puls sollte hoch sein und Durchschnittlich bei 150 Schlägen pro Minute liegen. Dies entspricht 80 % der maximalen Herzfrequenz. Bei dieser Intensität bezieht Sabines Organismus ca. 50 % der benötigten Energie in Form von Fettsäuren und 50 % durch die Kohlenhydratverbrennung. Ihr Energieverbrauch liegt bei ca. 18 kcal pro Minute.
ENERGIEVERBRAUCH = 60 MIN X 18 KCAL / MIN = 1080 KCAL
FETT-ANTEIL = 50 % VON 1080 KCAL = 540 KCAL
FETTVERBRAUCH = 540 KCAL : 9,3 KCAL / G = 58 G FETT
SABINE HAT SOMIT IN EINER STUNDE GENAU 58 G FETT VERBRANNT.
FAZIT:
Wenn man die Ergebnisse miteinander vergleicht, so konnte Sabine in der gleichen Zeit 41 % mehr Fett verbrennen, als Melanie. Anders ausgedrückt erreicht Sabine ihr Ziel fast anderthalb mal so schnell. Planen beide für das Erreichen ihres Wunschgewichts zunächst 12 Wochen ein, kann Sabine ihr Ziel aufgrund des höheren absoluten Fettabbaus bereits nach 8,5 Wochen umsetzen. Gute Aussichten - vor allem wenn man bedenkt, dass zwischen beiden Methoden nur 30 Pulsschläge liegen.
Die relative Fettverbrennung fällt bei Melanie zwar größer aus, dennoch verbrennt Sabine die deutlich größere absolute Menge an Fett und das ist genau das, um was es bei einem effektiven Fettabbau geht: Möglichst schnell und effizient möglichst viel Fett verbrennen! Gleichwohl bei steigender Intensität immer weniger Energie aus Fettsäuren gewonnen wird, steigt der Gesamtenergieverbrauch dennoch dermaßen stark an, sodass absolut mehr Fett verbraucht wird.
Anhand der genannten Fakten wird schnell klar, dass es den oft empfohlenen "Fettverbrennungspuls" nicht gibt. Vielmehr ist die absolute Menge an verbrauchtem Fett ausschlaggebend, welche durch einen hohen Puls von Durchschnittlich 150 / min gewährleistet wird.
Da ein derart intensives Ausdauertraining nicht nur den Fettabbau maximal fördert, sondern auch vermehrt Kohlenhydrate, Nahrungsproteine sowie Muskelproteine zur Energiegewinnung heranzieht, kann die Gefahr des Abbaus wertvoller Muskelmasse stark erhöht sein. Um einen derartigen Muskelmasseverlust rechtzeitig vorzubeugen, ist besonders in Diätphasen auf eine ausreichende Protein- und Aminosäurenzufuhr zu achten. 2,5 bis 3 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht täglich ist ein guter Richtwert, um den gesteigerten Proteinbedarf von Organismus und Muskeln angemessen zu decken.
Wer darüber hinaus für einen zusätzlichen und gezielten Muskelschutz sorgen möchte, kann auf ANABOLIC BCAA + zurückgreifen, die für diese Zwecke ca. 30 Minuten vor dem Training eingenommen werden können. Eine gesteigerte Proteinaufnahme besitzt jedoch nicht nur Vorteile für den Muskelschutz, sondern kann aufgrund der postprandialen Thermogenese den Stoffwechsel um bis zu 30 % erhöhen. Weitere Informationen über Proteine sind im Artikel MAKRONÄHRSTOFFE: PROTEINE / EIWEISS verfügbar.
DIE GRUNDLAGEN FÜR EINEN EFFEKTIVEN FETTABBAU
Fettverbrennung ist nicht gleich Fettabbau! Ein optimaler Fettabbau wird nicht nur während einer intensiven Ausdauereinheit - also der Fettverbrennungszeit - realisiert, sondern geht weit darüber hinaus.
So profitiert Sabine nicht nur durch den höheren Fettverlust während der Ausdauereinheit, sondern ebenfalls und besonders durch die Tatsache, dass das intensive aerobe Training im hohen Pulsbereich ihren Stoffwechsel ankurbelt und ihren Grundumsatz erhöht.
Dieser bleibt auch noch bis zu mehreren Stunden nach der Ausdauereinheit auf erhöhtem Niveau (= Nachbrenneffekt), so auch in Ruhe beim Fernsehen und während des Schlafs. In den Genuss einer derartigen Stoffwechselsteigerung kommt Melanie aufgrund des zu niedrigen Pulses leider nicht, weshalb ausschließlich die regelmäßigen Ausdauereinheiten auf dem Stepper zur Fettverbrennung beitragen.
Ein effektiver und langfristiger Fettabbau geht über die reine Fettverbrennung während einer Ausdauereinheit hinaus und wird durch die Stoffwechselsteigerung potenziert. Kurzum geht es primär nicht um die Fettverbrennung während der Einheit, sondern vielmehr um DIE STOFFWECHSELSTEIGERUNG DANACH. Kombiniert mit einer negativen ENERGIEBILANZ werden somit optimale Grundlagen für einen effektiven und starken Fettabbau geschaffen.
1. FETTVERBRENNUNG IST NICHT GLEICH FETTABBAU!
2. DIE FETTVERBRENNUNG WÄHREND DER AUSDAUEREINHEIT IST NEBENSÄCHLICH.
3. FÜR EINEN HOHEN FETTABBAU IST DIE STOFFWECHSELSTEIGERUNG ENTSCHEIDEND!
4. DER STOFFWECHSEL WIRD DURCH EINEN PULS VON CA. 150 / MIN OPTIMAL ERHÖHT.
5. VORAUSSETZUNG FÜR DEN FETTABBAU IST EINE NEGATIVE ENERGIEBILANZ.
6. BEI NEGATIVER ENERGIEBILANZ WIRD ENERGIE AUS DEM FETTGEWEBE GENUTZT.
7. KRAFTTRAINING ERHÖHT DEN STOFFWECHSEL UND UNTERSTÜTZT DEN FETTABBAU.
Da Körperfett zu 80 % aus Fettzellen und zu 20 % aus Wasser besteht, müssen ca. 7000 kcal "eingespart" werden, um 1 Kilogramm Fettgewebe abzunehmen. Mit einem "Energie-Minus" von ca. 250 kcal pro Tag kann man in einem Monat 1 Kilogramm Fett abnehmen. Für die Erhöhung des Energieumsatzes ist die Art und Weise der körperlichen Aktivität nebensächlich. Wichtig ist und bleibt der Pulsbereich, der für einen maximalen Benefit Durchschnittlich 150/min oder 80 % der maximalen Herzfrequenz betragen sollte.
KRAFTTRAINING ERHÖHT DEN STOFFWECHSEL UND VERSTÄRKT DEN FETTABBAU
Allerdings ist nicht nur das Ausdauertraining für den Körperfettabbau wichtig, sondern auch das Krafttraining, welches in den letzten Jahren nicht nur zur Gesunderhaltung, sondern auch für den Fettabbau, zunehmend an Bedeutung gewonnen hat.
So kann ein regelmäßig durchgeführtes Krafttraining nicht nur den altersphysiologisch bedingten Verlust an Muskelmasse aufhalten und dadurch die Kraft und die Koordination der Skelettmuskulatur erhalten, sondern gleichfalls den Metabolismus des Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsels anregen. Zudem bewirkt ein intensives Krafttraining einen noch stärkeren und nachhaltigeren Nachbrenneffekt, als es durch ein intensives Ausdauertraining möglich ist. Weitere Hintergründe über den Nachbrenneffekt und seine Auswirkungen auf den Stoffwechsel und Fettabbau werden in der STUDIE: DER NACHBRENNEFFEKT näher erläutert.
Der Nachbrenneffekt bewirkt einen gesteigerten Energieumsatz und dadurch eine gesteigerte Fettverbrennung nach intensiven sportlichen Belastungen - in Ruhe und über mehrere Stunden. Darüber hinaus erhöht die durch das Krafttraining aufgebaute Muskelmasse den Grundumsatz und trägt dadurch zusätzlich zur Erhöhung der Fettverbrennung bei.
Bereits vor über 20 Jahren konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass Fettmasse durch ein Krafttraining am effektivsten verbrannt wird und dem Ausdauertraining entscheidend überlegen ist. Diätwillige und vor allem Frauen, die bisher ein Krafttraining stets vehement gemieden haben, sollten diese Erkenntnisse berücksichtigen und das Krafttraining zur STEIGERUNG DER FETTVERBRENNUNG in ihren Trainingsplan mit aufnehmen!
MYTHOS NR. 2: "DIE FETTVERBRENNUNG BEGINNT ERST NACH 30 MIN."
Ein weiterer festgefahrener Irrglaube ist die weitläufig verbreitete Fehlmeinung, dass die Fettverbrennung bei einer Ausdauerbelastung erst nach 30 Minuten beginnen würde. Fakt ist jedoch, dass zunächst die Belastungsintensität über die Energiebereitstellung und -nutzung entscheidet, nicht jedoch die Länge einer Belastung. Die Energiebereitstellung verläuft immer nebeneinander und niemals nacheinander.
Je intensiver die Belastung ausfällt, desto mehr Kohlenhydrate werden verbrannt, gleichzeitig sinkt die relative Fettverbrennung, gleichwohl der absolute Anteil steigt. Im umgekehrten Fall, also bei einer Ausdauerbelastung mit geringer Intensität, fällt die relative Fettverbrennung am höchsten aus, die absolute ist jedoch nur gering. Diese Zusammenhänge entsprechen den bereits zuvor erläuterten Grundlagen und sollen aufzeigen, dass sich die Energiegewinnungsprozesse stets zeitgleich abspielen und sich lediglich in ihren Relationen unterscheiden.
DE FACTO WIRD BEREITS MIT DER ERSTEN MINUTE AUSDAUERTRAINING FETT VERBRANNT, indem dieses zur Energiegewinnung herangezogen wird. Der Mythos, dass die Fettverbrennung erst nach 30 Minuten Ausdauertraining beginnt, basiert also ebenfalls - wie so oft - auf Halbwahrheiten und Fehlinterpretationen.
MYTHOS NR. 3: "KEINE MAHLZEIT NACH 18 UHR!"
Dieser Mythos widerspricht nicht nur den physiologischen Grundlagen, sondern missachtet gleichermaßen wichtige Prozesse, die für den Fettabbau verantwortlich sind und diesen aktiv mitbestimmen. So spielt nicht der zeitliche Bezug einer Nahrungsaufnahme für den Fettabbau eine Rolle, sondern lediglich ihr Umfang, welcher in und durch die Energiebilanz wiedergegeben wird. Bei wem diese bis 18 Uhr im negativen Bereich liegt, der kann es sich auch noch nach 18 Uhr am Abend schmecken lassen, ohne zu befürchten, Fett einzulagern. Wer seine Energiebilanz bis zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits gedeckt hat, würde diese durch den Verzehr einer zusätzlichen Mahlzeit ins Positive umschwenken und die Gefahr einer Fettspeicherung - der über Bedarf zugeführten Kalorien - erhöhen.
Allenfalls kurz vor dem Schlafengehen sollte auf eine ausgiebige Mahlzeit und vor allem auf Kohlenhydrate, unabhängig von der bis zu diesem Zeitpunkt erreichten Höhe der Energiebilanz, verzichtet werden. Die unmittelbare Nahrungsaufnahme vor dem Zubettgehen kann das Einschlafen erschweren und eine Müdigkeit am nächsten Tag begünstigen.
Werden vor dem Zubettgehen sogar Kohlenhydrate mit niedrigem Glykämischen Index verzehrt, löst der kohlenhydrateigene Zucker eine Insulinreaktion aus, welche sich nachteilig auf die Wachstumshormonproduktion während des Schlafes auswirkt - zumal das Insulin und das Wachstumshormon Gegenspieler sind. Aufgrund dessen sollte kurz vor dem Schlafengehen auf den Verzehr einer Mahlzeit generell verzichtet werden.
MYTHOS NR. 4: "FETTVERBRENNUNG NUR WÄHREND DES TRAININGS."
Fettverbrennung und Fettabbau sind - wie wir gelernt haben - nicht identisch und stets unterschiedlich zu betrachten. Ist ersteres nur während der Trainingseinheit möglich, geht letzteres weit darüber hinaus und gewährleistet den Abbau von Fettmasse auch noch Stunden nach Beendigung des Workouts - durch den mittlerweile bekannten "Nachbrenneffekt", der bereits in den bisherigen Kapiteln ausführlich erläutert wurde.
Auf der anderen Seite ist ein intensives Training nicht das entscheidende Kriterium für den Abbau von Körperfett und ob man beim Training Energie aus Fett gewinnt oder nicht, sagt noch nichts darüber aus, ob man tatsächlich Körperfett reduziert. Körperfett wird nur unter der Bedinung abgebaut, dass die Energiebilanz negativ ist. Erst dann holt sich der Körper die benötigte Energie aus dem Körperfettgewebe, was zu dessen Abbau führt.
"FETTVERBRENNUNG IST NICHT GLEICH FETTABBAU - LETZTERER GEHT WEIT ÜBER DIE FETTVERBRENNUNG HINAUS UND WIRD DURCH DIE ERREICHTE STOFFWECHSELSTEIGERUNG BEEINFLUSST RESP. POTENZIERT." (ZITAT: A. FREY)
Beim Sport zählen nicht nur die Kalorien, die während des Trainings verbrannt werden. Das Training aktiviert den Stoffwechsel, so dass auch nach dem Training mehr Kalorien verbrannt werden, als ohne körperliche Belastung. Dieser "Nachbrenneffekt" hilft zusätzlich beim Abnehmen und verläuft - wie es der Name schon verrät - erst nach dem Training, was den Mythos der "Fettverbrennung NUR während der Trainingseinheit" nicht nur entkräftet, sondern zudem als falsch herausstellt. Regelmäßiger Sport erhöht ferner auch die Muskelmasse des Körpers. Da Muskeln mehr Energie verbrauchen als das übrige Körpergewebe, erhöht sich der tägliche Energieverbrauch (= Grundumsatz) des Körpers. Sport hilft somit dreifach beim Abnehmen.