WELCHE AUSWIRKUNG HAT GLUTAMIN AUF DIE MUSKELN?
Intensive körperliche Belastungen (wie z. B. ein hartes Krafttraining, aber auch erschöpfende Ausdauerbelastungen) verbrauchen reichlich Muskelglykogen (Speicherform der Kohlenhydrate in der Muskulatur). Diese Speicher müssen nach dem Training wieder aufgefüllt werden, ansonsten kann es zu einer verzögerten Regeneration und einem Ausbleiben von Fortschritten im Training kommen. Intensives Training kann außerdem einen Abfall des Glutamingehaltes in der Muskulatur auslösen, was ein mögliches Übertraining begünstigen kann.
Frühere Studien konnten bereits zeigen, dass die Zufuhr der nicht-essentiellen Aminosäure L-GLUTAMIN nach dem Training den Wiederaufbau von Glykogen in der Muskulatur fördern sowie den für die Muskelzellen wichtigen Glutaminspiegel wieder anheben kann. Seither gilt diese Aminosäure als besonders wichtig für Sportler und insbesondere Kraftsportler verwenden sie regelmäßig nach dem Training, um eine ausreichende Glutaminversorgung der Muskulatur zu gewährleisten.
In der vorliegenden Studie von Bowtell JL. et al. wurden sieben männliche Probanden auf dem Fahrradergometer bis zur Erschöpfung belastet, um das Muskelglykogen abzubauen. Das Protokoll sah eine 30-minütigen Belastung auf dem Fahrradergometer bei 70 % der maximalen Sauerstoffaufnahme vor. Danach folgten 6 x 1 Minute mit einer doppelt so hohen Belastung. Die Pausen zwischen den Intervallen betrugen jeweils 2 Minuten. Danach folgten 45 Minuten mit wiederum 70 % der maximalen Sauerstoffaufnahme.
Diese Art der Belastung gewährleistete, dass die Glykogenspeicher in allen Fasern (also Typ-I- und Typ-II-Fasern) weitestgehend entleert waren. Nach dieser Belastung bekamen die Probanden entweder einen Kohlenhydratdrink (18,5 % Glukosepolymere in 330 ml Wasser) einen Kohlenhydratdrink zusammen mit 8 g Glutamin (der gleiche Drink mit zusätzlich 8 g Glutamin) oder nur 8 g Glutamin (in einem Placebodrink ohne Kohlenhydrate). Alle 15 Minuten danach, über insgesamt 2 Stunden, wurden Blutuntersuchungen vorgenommen.
DAS ERGEBNIS
SOWOHL BEI DER GABE VON GLUTAMIN ALLEINE ALS AUCH BEI DER KOMBINATION AUS GLUCOSEPOLYMEREN UND GLUTAMIN KAM ES ZU EINEM ANSTIEG DES GLUTAMINSPIEGELS UM DURCHSCHNITTLICH 46 %.
Dieses Ergebnis zeigt, dass oral zugeführtes Glutamin nicht ausschließlich von den Darmzellen aufgenommen wird, sondern zu einem großen Teil auch im Blut erscheint. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass die alleinige Gabe von Glutamin den Glykogengehalt in der Muskulatur deutlich erhöhen konnte. Dabei war der gleichzeitige Insulinausstoß geringer, als bei der Einnahme mit Kohlenhydraten. Der Mechanismus, mit dem Glutamin auch ohne Kohlenhydrate die Glykogenspeicherung in der Skelettmuskulatur erhöhte, ist bislang noch nicht genau geklärt. Es wird vermutet, dass die durch diese Aminosäure ausgelöste Schwellung der Muskelzelle (durch eine Erhöhung der Zellflüssigkeit) zu einer Aktivierung des Enzyms Glykogensynthase führte. Dieses Enzym ist verantwortlich für die Glykogenspeicherung innerhalb der Zelle. Der kombinierte Drink aus Kohlenhydraten und Glutamin führte zu dem HÖCHSTEN INSULINAUSSTOSS in dieser Studie. Die Gesamtglykogenspeicherung im Körper war bei dieser Kombination am höchsten.
Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass GLUTAMIN die Regenerationsprozesse im Körper nach einer erschöpfenden sportlichen Belastung unterstützen kann. Besonders in Kombination mit Kohlenhydraten ist die Glutamin-Einnahme sinnvoll, da diese laut Studie zu einem hohen Insulinausstoß führt. Insulin ist u. a. für den raschen Abfall der katabolen Stresshormone (besonders des Cortisols) verantwortlich und wirkt sich unterstützend auf die Proteinsynthese in der trainierten Muskulatur aus.
Dieser Studie zufolge kann die alleinige Glutamingabe ohne Kohlenhydrate ebenfalls die REGENERATION UNTERSTÜTZEN. Die Glykogeneinlagerung wird ähnlich stark angekurbelt wie bei isolierter Kohlenhydrateinnahme, allerdings ohne einen erhöhten Insulinausstoß auszulösen, wie er bei schnell verfügbaren Kohlenhydraten zu beobachten ist. Vor allem in einer Diätphase sollte der Insulinspiegel im Auge behalten werden, um eine konstante Fettverbrennung zu gewährleisten. Wer also eine Reduktionsdiät verfolgt und durch eine Kalorienreduktion Wert auf eine gesteigerte Fettverbrennung legt, sollte den Insulinspiegel möglichst niedrig halten. Glutamin erfüllt dieses Kriterium, da die Aminosäure die Regeneration in der Muskulatur durch eine adäquate Glykogeneinlagerung sowie eine Wiederauffüllung der Glutaminspeicher laut vorliegender Studie unterstützen kann, ohne dass der Insulinspiegel ansteigt, wie es bei Kohlenhydraten der Fall ist. Dadurch wird die Fettverbrennung nicht beeinträchtigt.
Alles in allem scheint Glutamin also universell beim Sportler einsetzbar zu sein, sowohl in der Aufbauphase zur Unterstützung einer ausreichenden Glutaminaufnahme im Körper, als auch bei einer Kalorienreduktion. 5 bis 15 g GLUTAMIN kombiniert mit 60 bis 100 g KOHLENHYDRATEN (beide Dosierungen sind abhängig vom individuellen Körpergewicht) direkt im Anschluss an das Training sind in der Aufbauphase empfehlenswert. In der Diät sind 2 bis 3 Einzelgaben mit jeweils 3 g Glutamin sowie einer Einnahme nach dem Training sinnvoll, um ein Glutamindefizit, durch die Kalorienreduktion in einer Diät, zu verhindern. Auch während der Diät sind schnell verfügbare Kohlenhydrate für die Glykogenauffüllung der Muskulatur wichtig, dann aber in einer deutlich reduzierten Menge von ca. 50 % der normalen Dosierung.